KI im Journalismus: Einsatz Künstlicher Intelligenz verringert Zahlungsbereitschaft für deutsche Online-Nachrichtenmedien

Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem Vormarsch. Auch im Journalismus gibt es vielfältige Überlegungen und Ansätze, sie vor allem im Nachrichtengeschäft anzuwenden.

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Autor
Brand Science Institute
Veröffentlicht
08. Januar 2024
Views
2565
Doch Leser sehen den Einsatz Künstlicher Intelligenz bei Nachrichtenmedien derzeit noch sehr skeptisch. Noch dramatischer: Sie strafen den Einsatz von KI mit einer massiv geringeren Zahlungsbereitschaft ab. So sinkt die Bereitschaft, für Online-Nachrichten zu zahlen, um 30 Prozent, wenn KI zur Recherche, Aufbereitung oder Erstellung von Nachrichten genutzt wird.

Welche Ergebnisse wurden generiert?

Allgemeine Ergebnisse

  • 20% der Befragten sind grundsätzlich bereit für Online-Nachrichten zu bezahlen
  • Steigender Nachrichtenkonsum geht nicht mit einer höheren Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten zu zahlen einher.
  • Die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft liegt bei den Befragten bei 10,24 Euro und ist damit signifikant niedriger als der durchschnittliche Marktpreis für ein monatliches digitales Nachrichtenabonnement bei 17,38 EUR.
  • Zahlungsbereitschaften von Befragten, die in den letzten 12 Monaten für Online-Nachrichten gezahlt haben, haben generell eine um 15% höhere Zahlungsbereitschaft.

Ergebnisse zur Zahlungsbereitschaft KI Modelle

  • Unter den Befragten, die grundsätzlich bereit sind, für Online-Nachrichten zu bezahlen, fällt die Zahlungsbereitschaft für redaktionelle Inhalte massiv ab, sobald KI zur Recherche, Aufbereitung und Erstellung von Nachrichten genutzt wird.
  • Die Zahlungsbereitschaft fällt um durchschnittlich bis zu 30%. In Abhängigkeit des eingesetzten KI Modells fällt die Zahlungsbereitschaft bis zu 35%.
  • Die Zahlungsbereitschaft fällt bei Befragten, die in den letzten 12 Monaten für Online-Nachrichten gezahlten haben, beim Einsatz unterschiedlicher KI Arten im gleichen Verhältnis ab.
  • Die Vertrautheit und Erfahrung mit KI haben auf die Zahlungsbereitschaft keinen Einfluss. KI Laien und Experten zeigen in ihren Zahlungsbereitschaften folglich keinen Unterschied.

Ergebnisse zur Zahlungsbereitschaft KI als unterstützendes Hilfsmittel

  • Wird KI als unterstützendes Hilfsmittel eingesetzt, ist die Zahlungsbereitschaft für von Redakteuren erstellten Inhalte um rund 10% höher, als wenn diese von KI-Experten (Prompt Engineers) erstellt werden.
  • Das Vertrauen in die Fähigkeit qualitativ hochwertige redaktionelle Inhalte unter Zuhilfenahme von KI zu entwickeln, wird folglich Redakteuren zugeschrieben.
  • Die Qualität, bei der unter Zuhilfenahme von KI erstellen redaktionellen Beiträge, wird über nahezu alle Resorts Wirtschaft, Börse & Finanzen, Wissenschaft, Sport, Kultur und Politik von Redakteuren höher eingestuft als bei Prompt Engineers.
  • Lediglich im Bereich Wetter trauen die Befragten den Prompt-Engineers zu eine gleich hohe Qualität wie Redakteure bei der KI-gestützten Erstellung von Nachrichten zu erreichen

Ergebnisse zur Zahlungsbereitschaft KI vollautomatisiert

  • Wird KI zur vollautomatisierten Erstellung redaktioneller Inhalte eingesetzt, wird der Unterschied in den Zahlungsbereitschaften zwischen Redakteur und Prompt Engineer signifikant kleiner.
  • Das KI-Expertenwissen spezielle Prompts zu erstellen, wird im Rahmen vollautomatisierter und KI generierter Inhalte von Befragten stärker geschätzt
  • Tendenziell erzeugt aber auch hier der Redakteur eine höhere Zahlungsbereitschaft.
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Implikationen geringer Zahlungsbereitschaften durch KI

Der Einsatz von KI stellt für Verlage eine Prozessinnovation dar, die sowohl zur Qualitätssteigerung als auch zu Kostensenkung bei der Erstellung journalistischer Inhalte genutzt werden kann.

Die Umfrageergebnisse zeigen jedoch, dass die mit KI erzielbaren Qualitäts-steigerungen wie verbesserte Qualität journalistischer Inhalte, bessere Daten- und Trendanalyse, differenzierte Sichtweisen und Perspektive großer Datenauswertungen, Echtzeitüberwachung von Nachrichten und personalisierte Inhalte nicht mit einer höheren Zahlungsbereitschaft gewürdigt werden.

Im Gegenteil: Für alle Inhalte, die in unter Zuhilfenahme von KI oder vollautomatisiert mittels KI erstellt wurden, entsteht eine deutlich geringere Zahlungsbereitschaft.

Eine mögliche und ggf. sogar gesetzlich verankerte Kennzeichnungspflicht für mit KI oder unter Zuhilfenahme von KI erstellter redaktioneller Inhalte stellt damit eine potenzielle Bedrohung für Verlage dar, da sie deren Ertragspotenziale und den durch KI entstandenen Ertragsgewinn erheblich gefährden würde und im Zweifel überkompensieren würde.

Das Potenzial dieser Bedrohung hängt allerdings vom Umfang ab, in dem die Verlage KI zur Senkung der Kosten bei der Erstellung redaktioneller Inhalte nutzen. Übersteigen die Kostensenkungspotenziale die rückläufige Zahlungsbereitschaft, kann ein Einsatz von KI trotzdem attraktiv sein.

Chance der Verlage durch KI

Aus einer Kennzeichnungspflicht für mit KI oder unter Zuhilfenahme von KI erstellter redaktioneller Inhalte ergeben sich jedoch auch Chancen für Verlage.
Eine Kennzeichnung führt zu einer Differenzierung redaktioneller und journalistischer Inhalte, bei der aus Kundensicht menschlich erzeugte Inhalte gegenüber den mit KI erzeugten Inhalten deutlich aufgewertet werden.

Hieraus ergibt sich insbesondere im Vergleich zu klassischen online Portalen und großen Techunternehmen ein Qualitätsvorteil und neuen Umsatzpotenziale für Verlage,
  • die so die erhöhte Zahlungsbereitschaft explizit humaner redaktioneller Leistungen im oberen Preissegment stärker abschöpfen können.
  • gleichzeitig bietet sich für Verlage die Chance, die unter Einsatz von KI erstellten Inhalten erstmals auch die niedrigeren Zahlungsbereitschaften im unteren Preissegment abzuschöpfen, die unter bisherigen Kosten- und Preisstrukturen bisher nicht abgeschöpft werden konnten
Mittels einer durch KI herbeigeführten Produkt- und Preisdifferenzierung bietet sich Verlagen und Medienmarken damit die Chance, Zahlungsbereitschaften gezielt mit neuen KI generierten Medienprodukten unter ihren bisherigen Medienmarken abzuschöpfen und sich damit unterschiedlichen und neuen Kundengruppen mit niedriger Zahlungsbereitschaft zu widmen.

Umsatzpotenziale durch KI erschließen

Auf diese Weise kann die Vielfalt des Medienangebots gesteigert werden und es bietet sich Verlagen die Möglichkeit in Bereichen zu arbeiten, in denen ein Angebot vorher aus Kostengründen nicht möglich war.

Vorstellbar sind in Abhängigkeit von Zahlungsbereitschaft und Kostensenkungspotenzialen drei wesentliche Ertragsmodelle für Verlage:
  • A: Vergleichsweise hohe Abonnementpreise im Premiumsegment mit human erstellten Inhalten
  • B: Vergleichsweise niedrige Abonnementpreise im unteren Preissegment mit unter Zuhilfenahme von KI erstellten Inhalten
  • C: Eine reine Werbefinanzierung vollautomatisierter und von KI erstellten Inhalte, wenn diese eine entsprechend hohe Reichweite erzielen können
Insbesondere im dritten Ertragsmodell bietet sich für Verlage und Medienhäuser durch den Einsatz von KI die Möglichkeit gestärkt in den Wettbewerb mit Onlineportalen wie T-Online, Watson oder Google und Microsoft u.a. zu treten und ggf. sogar Upselling Potenziale für die eigenen Premiumangebote zu realisieren.

Diese Möglichkeit zum Upselling böte sich den Onlineportalen aufgrund des dort zu vermutenden stärkeren Einsatz von KI nicht, womit die Kennzeichnungspflicht in diesem Fall einen eindeutigen Vorteil für die Verlage und starke Medienmarken bedeuten könnte.
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